Süßes Wasser

Ein Internet-Tagebuch, auch blog genannt.

Es ist eine Geschichte vom spontanen Sprung ins kalte Wasser der sportlichen Binnenschifffahrt, oder:

Wie ein Auto mit einer Motoryacht vertauscht doch ungeahnte und abenteuerliche Mobilität erzeugen kann.

September 2006 bis Oktober 2007

Print-Bearbeitung Februar 2010

http://sweatwater.blogspot.com/

 

Wie es dazu kam

An einem schönen Morgen, die Spätsommersonne war noch nicht lange am Himmel, als ich vor die Haustür trat. Die Seitenstrasse in Tempelhof, die nach den Schulferien wieder bis auf den letzten Parkplatz zugeparkt ist macht mir klar, der Sommer ist bald vorbei. Wo hatte ich schnell noch mal geparkt? Ich rieb mir die Augen. Wie war das noch mal? Ich hatte doch gleich hier geparkt, oder? In der Regel parke ich gleich vor der Tür. Ganz besonders in den letzten Wochen, weil Lehrer und Kinder und Eltern mit Auto im Urlaub sind. Habe ich woanders geparkt? Was war gestern? Ja, ich erinnere mich genau, ich habe genau hier geparkt...

Der Polenschlüssel

Nach einigen wenigen Telefonaten ist klar, mein schönes Auto wurde weder abgeschleppt noch habe ich eine Lücke in meiner Erinnerung. Es gibt keinen Zweifel, mein schönes Auto ist geklaut.

„Das ist ganz einfach“, erklärt mir der Polizeibeamte, der die Diebstahlmeldung entgegen nimmt, „mit dem Polenschlüssel macht man die Tür so schnell auf wie mit dem richtigen. Und dann wird ein kleines Kästchen mit der elektronischen Entsicherung angeschlossen und in weniger als zwei Minuten fährt ihr Auto weg.“

Na bravo.

Die Versicherung lässt auf sich warten

Mein schönes Auto ist zwar Vollkasko versichert, das heißt aber nicht, dass sofort ein Leihwagen über die ersten Mobilitätsprobleme helfen kann, so wie man das beim Werkstattbesuch schon mal erlebt hat. Die Versicherung lässt einem vier Wochen im Regen stehen und wartet ab, ob der Wagen wieder auftaucht. Hmm.

Das ermuntert nicht eine Ersatzkaufentscheidung zu fällen. Nein, also erst mal eine Bahncard und Rail and Drive, das Carsharing der Deutschen Bahn.

Siehe da, eine neue Erfahrung: Ganz so unvorteilhaft ist diese Art zu Reisen ja doch dann nicht.

drei, zwei, eins ...

Ich habe mich nur um einen Ersatzwagen kümmern wollen (schließlich hatte man mir mein schönes Auto geklaut), als ich im Internet mal hier, mal da nach gebrauchten Autos suchte.

Es war Liebe auf den ersten Blick: Ein altes holländisches Fahrtenboot aus Stahl, so etwas, was ich schon lange mir so vorgestellt habe. Ich fand es bei EBAY. Meine Fragen per Mail und dann per Telefon machten das Bild des Schiffes schnell sehr deutlich und der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Ich war nur noch einen Klick weit von der Erfüllung eines lang gehegten Traumes entfernt.

So einfach Klick.

Mit dem Klick SOFORTKAUF fing alles an. Jetzt sitze ich auf meinem kleinen Fluss-Schiff, mit dem ich morgen auf die erste große Fahrt gehen werde.

De Maasmann warming up

Das Boot liegt in Stevensweert bei Maasbracht auf de Limburgse Maas in Holland. Erste kurze Ausflüge nach Belgien sollen mit dem Boot vertraut machen. Die Flusslandschaft wird hier durch leidlich große Baggerseen bereichert, die teils romantisch Natur belassen wirken aber unversehens am Morgen zu emsig industriellem Kiesgebaggere und Lastkahngeschiebe erwachen kann.

In Belgien sind dieselgetriebene Sportboote privilegiert. Hier tankt man den "roten Diesel" für kleines Geld und muss die Tankquittung für etwaige Kontrollen aufbewahren.

Ich will mir auch den Bauch vollschlagen (250 ltr.) und hoffe mit dem erwarteten Verbrauch meiner Maschine von 1,5 bis 2 ltr./Std. ganz schön weit zu kommen.

Die Gelegenheit noch vor der Abfahrt Heizöl zu bunkern treibt mich ins nahe gelegene Belgien an die gut frequentierte Tankstelle. Im Verlauf unseres Anlege- und des Ablegemanövers eines deutschen Prachtbootbesitzers vor uns kommt es zum unsanften Anstoß zwischen 32 Jahre altem Eisen und edelstahlverzierter Stahlyacht repräsentativer Bauart.

Klongngng!

Meine erste Schleuse, fast ganz ohne Bums!

Ich bin ganz unruhig. Bei Tagesanbruch mach ich die Leinen los. Stevensweert, Eilandplas, Maas km 62. Meine erste Schleuse ist Sluis Heel und ich werde exklusiv bedient. Boah, das sind bestimmt 7 m, die ich nach unten rutsche, ganz allein in dem imposanten Schacht.

Nach drei Stunden Fahrt dann wird der Wunsch nach einem zweiten Frühstück laut. Der Wassersportclub Poseidon bietet sich an und gehe am Gastanlieger längsseits. Ein älterer Herr fragt ganz interessiert nach der Werft meines Schmuckstücks und stellt mir seine 71’er Linsen vor (mit Eintakter Diesel) Es wird ein netter Aufenthalt mit Fachsimpelei und Spiegelei. Ich hege die Hoffnung mein Schätzchen könnte wirklich auch eine frühe Linsen sein.

Dann Sluis Belfeld und ab Richtung Venlo. Die Berufsschifffahrt erwacht und auch vereinzelt verspätete Urlauber auf Zickzackkurs. Im Nieselregen erreich ich dann Kamp Bosscherheide und steck meinen Anker im Voorhaven in den Kies.

8 Std. Motorlaufzeit und bei KM 135 angekommen. Na wat, jeloofen is nit so schnell.

Schwitzwasser! Nein Kühlwasser im Boot!!

Das fängt ja gut an. Nach einem wunderschönen nebelverschleierten Start im Leukemeer und einer Stunde Fahrt pfeift mein Rauchmelder. Es qualmt fürchterlich aus der Achterkabine. Nein keine Kojotennacht, kein blinder Passagier, es ist was Ernstes.

Erst mal, wie war das in solchen Fällen, Ruhe bewahren. Genau. Ich reduziere die Drehzahl. Was tun. O.k. vielleicht mal anhalten. Aber wo? hier in der Fahrrinne? Egal. Ich hau den Anker rein.

Tja es sieht nach Auspuffgas und Plastikqualm aus. War es dann auch. Es ist der zweite Kühlkreislauf. Der Auspuff wurde zu heiß, die Verbindungsmuffen und so ein komischer grauer Plastikkanister ist verschrumpelt und verschmolzen, das Kühlwasser ist in die Bilge gelaufen ...

Und das ohne Lenzpumpe. Mein Vorbesitzer meint: Ich habe die alte Lenzpumpe zugeschweißt und mit Epoxydharz ausgegossen. Da kommt eh nie Wasser rein...

Ein freundlicher "German Tourist" fährt mich mit seinem Auto zum nächsten Boat Equippment Shop, ich kaufe fleißig ein und verbringe den Rest des Tages mit öligen Fingern und blöden Flüchen.

Na dann auf ein Neues. Mal sehn was uns morgen ins Haus(boot) hereinweht.

Unterbrechung

Nach so einem Tagewerk, wenn die Reparatur behelfsmäßig erst mal beendet, das wohlverdiente Bier zischt und der Capitaine in den Sessel fällt (Ja Sessel, ok. Campingsessel) dann braucht es noch ein kleines Event (so sagt man heute zu allem und nichts, aber das war eins, oder eher ein kleines Happening) Plötzlich taucht ein riesiges Boot auf. (Wie kommt der eigentlich hier rein, ist doch viel zu flach?) Der Meister steht auf der Dachterrasse (so muss man wohl zu einem mindestens 10 x 4 m großen Flachdach auf der Messe sagen) und hat eine Fernsteuerung in der Hand. Ja, `ne Machtschachtel. Mit dem Ding spaziert er über das ganze Schiff und lässt kleine Strüdelchen unter dem Boot hervorblubbern, mal hier mal dort, mal hinten mal vorn, und die Kiste schiebt langsam neben mir an den Steg. Ganz gelassen kommt der Herr dann herabgestiegen zum Festmachen. Ohne jede Hast.

Er lädt mich dann ein zu sich und seinem 91 jährigen Freund, der sich wohl etwas hingelegt hatte. Seltsames Schiff, wie ein schwimmender Karton. Es klärt sich alles schnell auf: Der Herr betreibt eine Residenz, sein Schiff ist rollstuhlgerecht, alles auf einer Ebene, auch die Gangway. (Da fällt mir ein, ich habe ja gar nicht nach dem Fahrstuhl vom ersten in den zweiten Stock gefragt.)

Dieser Herr hat für mich die beste Empfehlung: Eine Werft 10 km weiter, in Richtung Maas-Waal-Kanal, da wo ich eh hin muss. Und 10 km ist eine gute Teststrecke für meine Instandsetzung der Wasserkühlung.

Ich krieg eine feine Reparatur und das Gefühl, dass ich mich soweit möglich auf die weitere Fahrt dann Stromaufwärts durch Waal und Rhein vorbereitet habe. Ich verlasse so mein neues zuhause für ein paar Tage und kehre in die andere Welt zurück (vorübergehend).

Stop playin' Lotto, be happy!

Mit Abstand gesehen, die Strudel der Ereignisse der letzten Tage waren schon sehr verdichtet, aus der Distanz zum Boot in der Werft in Holland, zurück im Alltag, der nicht länger seine Unausweichlichkeit auf das Sein beanspruchen kann, aus dieser Sicht hält die Entscheidung stand. Es war eine gute Entscheidung. Drei, zwei, eins, klick.

Mit diesem Klick bleibt mir die endlose Warterei erspart, die ich jeden Mittwoch auf Samstag und von da zum nächsten Mittwoch verschieben muss: Ich brauch den Lottogewinn nicht mehr um mir ein Haus am Mittelmeer zu kaufen. Im Winterhalbjahr werde ich dort meinen Anker werfen und im Sommer, wenn er wieder wie dieser ist, die Flüsse, Burgen und Seen des Kontinents abschwimmen. Welch ein Programm.

Auf süßem Wasser.

Dieser Sommer scheint nie zu enden

Wieder sind es fast 30°C an der Maas. Mein Boot ist klar und fit für weitere Fahrten auf süßem Wasser. Doch ein Schweißausbruch darf es kosten. Tja, à propos: Kosten … Mit meinem neuen Handy (ein mofiktisches Teil!!) habe ich alle meine PINs eingebüßt. Dumm gelaufen. In Holland gibt’s nur Geld am Automaten, pro Tag und Karte 250 € -- Aber wie wäre diese Odyssee ohne Hürden, wie? Jaaa: Langweilig!

Das mofiktische Teil hat nämlich auch ein GPS (hehe). Die Antenne ist via Bluetooth gekoppelt und so weiß ich jetzt, dass ich mit moderater Gasstellung (nicht zu laut und nicht zu rappelig) 5 kts schnell bin. (Nicht mehr auf der Waal stromaufwärts, da sind es nur noch 2) Warum das Ding Waal heißt, ist das nicht der Rhein? Na die Holländer …

Überraschung: In Nijmegen ist der Bär los: Kirmes, und ich liege im Hafen und bin mittendrin. Das wollte ich schon immer. Vor dem Restaurant oder vor der Disco stehen, das konnte ich bislang nur mit meiner Vespa. Ju-juhuuuh-und hier riecht es so guut.

Amsterdam

Hey, von mir aus kann das so weiter gehen. Die Vecht zwischen Utrecht und Amsterdam ist so was wie ein Geheimtipp. Im Sommer soll es hier total überlaufen sein. Wir sind als Wasserwanderer fast alleine unterwegs. Ich habe noch nie so viel Hausboote Wassergrundstücke und restaurierte alte schöne Schiffe gesehen.

Nun ja. Ich habe hier vorübergehend einen guten Liegeplatz gefunden (0,60 Eurocent pro Meter Schiffslänge und Tag) und kann in 12 Minuten mit der Vorstadtbahn, die vor dem Yachthafen abfährt, am Hauptbahnhof in Amsterdam sein. Der Hafenmeister ist ein pensionierter Feuerwehrmann, der sein Boot selbst gebaut hat (echt Klasse) und wir verstehen uns gut. Wir haben schließlich den gleichen Motor im Schiff, einen Mercedes eben (hehe).

warum gibt es hier keine Bilder?

Das ist schnell beantwortet: Sie sind zu sperrig und blockieren durch ihre Realitätsnähe die Phantasie. Meine aktuelle Bildbeschreibung sieht so aus: Der Hecht (gerade selbst
geangelt; blauer Blinker, 10 bis 12 mal geworfen) ist aufgegessen. Avec vin d´Alsace, le faible Pinot Blanc, Pellkartoffeln und Karotten mit Butter und Meersalz ...
will nur sagen, es geht auch ohne.
übrigens: der Feuerdetektor springt bei heftiger Küchenaktivität
(Fischbraten) leicht hektisch an.
Allez, on a besoin d´un caffee ...

Intermezzo

Ich werde von Hundegebell geweckt. Mein Bett ist leer. Es fehlt die gewohnte Wärme, das vertraute Etwas.
HUNDEGEBELL ??


Ach ja, ich habe den Weckton verändert. Zeit zum Aufstehen. Es ist stockfinster draußen, die Scheiben sind beschlagen. Ich schalte die Heizung ein. Das Gebläse bringt spürbar Wärme in die Messe.
Zzzang!!


Das war die Sicherung. Alles dunkel. Selbst der Kühlschrank ist aus. Mein Check lässt keinen Zweifel: das war die Sicherung außerhalb, in der Marina.


Die Versorgung ist umgeschaltet, Kühlschrank auf Gas, die gute
Eberspächer bullert, der Wasserkessel pfeift für einen schönen Kaffee. Ich verlasse die Marina mit einem im Rhythmus wechselnden Knattern der Rollen meines schwer beladenen Trolleys. TROLLEYROLLENKNATTERN eben.


Noch lallert das Knattern in die romantischen Gassen der Amsterdamer Vorstadt, bald mischt sich der monotone Klang mit Lautsprecheransagen des Stoptrain, um schließlich nur mit leichtem Summen den omnipräsenten Automatenstimmen "watch-your-step" an den Laufbändern des Flughafens Schipol zu weichen.


MADRID gate 12 is now ready for boarding. Back to civilization?
Was ist das, Zivilisation? Der duty free shop?
Die übergroße Werbung? Für welche Produkte? Wer braucht das?
Was wir alle brauchen - nu ?
FRESH WATER - sweet fresh water

Pamplona und Paderborn

Ich sitze im Festungsgraben der Ciudadela de Pamplona und denke an Paderborn. Es kam mir noch nie in den Sinn diesen Zusammenhang zu hinterfragen.

Den Weg hierher, von Zaragoza dem Ebro flussaufwärts folgend führt durch eine trostlos verdörrte Landschaft. Es scheint als sei die Klimakatastrophe hier schneller vorangeschritten als anderswo. Unermüdlich bestellen die Bauern die Felder, obwohl nur noch Olivenhaine den einzigen, wenn auch spärlichen Ertrag versprechen.

Im früheren Königreich Navarra, durch das auch verschiedene Routen des berühmten Jacobswegs führen, ist die Vegetation im Vergleich zur Region Zaragoza auffallend fruchtbar.

Interessanterweise findet man in den touristischen Prospekten keine Landschaftsbilder, auf denen die überall präsenten Windparks abgebildet sind. Dabei übertrifft die teilweise massenhafte Konzentration von Windrädern auf den Anhöhen der Sierras meine nicht ganz unvorbelastete Vorstellungskraft.

Fortgeschrittener Klimawandel, vollzogen in Pamplona und in Paderborn?

Keine Schmetterlinge im Bauch

Ich denke jeder kennt dieses Gefühl. Ein magischer Moment. Ein großes Gefühl, wenn es durch einen Menschen des anderen Geschlechts ausgelöst wird, aber auch so profan im Klamottenladen, wenn plötzlich klar wird: Dies ist sie - die ultimative Jacke ...

Ich warte darauf bis ich Schmetterlinge im Bauch spüre, wenn ich vor meinem nächsten Auto stehe. Allein: es passiert nicht. Ich fahre tagelang von Gebrauchtwagenhändler zu Gebrauchtwagenhändler, nichts. Meine Geschichte klingt einigermaßen unglaubwürdig. Noch vor einigen Wochen besaß ich ein Traumschiff mit dem ich 5000 km im Monat fuhr und jetzt? Bahncard, Carsharing, ÖPNV, Fahrrad ... Ich suche ein Auto (vermeintlich) rede aber nur davon, dass es auch ohne geht. In Berlin ganz sicher. Hier braucht man wirklich kein Auto. Bequemlichkeit ist vielleicht ein Argument und Status, ja Status: Wer bin ich? Das erkennt man am Auto.

Der Besuch in einem der Autotempel Unter den Linden oder in der Friedrichstrasse entlarvt den Kult. Autos, die höher und größer sind als die eigene Körpergröße aufrecht stehend. Autos die blinken und glänzen und man sich fragt: würde ich damit bestimmungsgemäß ins Gelände fahren? Und was ist, wenn ein Kratzer im Lack das teure Stück versaut? Per Knöpfchendruck muss sich die Heckklappe öffnen. Boah-eih! Die kleine Mulde auf der Innenseite der Heckklappe ist out (dort kann man reinfassen um mit leichtem Schwung die Tür zu schließen ohne Fingerabdrücke auf der Außenseite zu hinerlassen) Jetzt findet man dort ebenfalls einen BUTTON - drückt man diesen, schließt die Heckklappe beim Kombi langsam summend und abschießend mit überzeugendem Klicken das Heck des Traumschiffs. Boah-eih ich bin platt.

Nur die Schmetterlinge - nein - das Grummeln im Bauch - das ist anders.

Alle Jahre wieder ...

... müssen friedliebende und von hause aus gewaltfreie Menschen den omnipräsenten Konsumterror im Jahresendgeschäft ertragen, verbunden mit der fadenscheinigen Legitimation von Emotionalismen aus den längst veräußerten Sozialstrukturen des familiären Halts. Wir können doch nicht so tun, als wäre nichts geschehen. Die Großfamilie ist längst aufgelöst wie auch die Verantwortlichkeit von Arbeitgeber seinen Mitarbeitern gegenüber. Das soziale System im Kleinen wie auch das des Gemeinschaftswesens funktioniert nicht mehr. Was soll man da noch so tun als ob?

Heiner Neumann macht mit seiner Feststellung nachdenklich: Heute leben mehr Menschen gleichzeitig auf der Erde, als bisher zusammen genommen jemals auf der Erde gelebt haben. Wir brauchen also keine Ersatzmodelle für die Erhaltung der Art sondern Strategien um die Ressourcen unseres Lebensraums und diesen selbst zu schonen, uns vor dem Fall aus dem System zu schützen und die Parmalats, die Enrons, die Ackermänner und die (Mit-) Essers uns vom Leib zu halten.

Ich singe da lieber Lieder von Kurt Weil, wie die Moritat Mackie Messer aus der Dreigroschenoper von Brecht:

Und der Haifisch, der hat Zähne
und die trägt er im Gesicht
und MacHeath, der hat ein Messer
doch das Messer sieht man nicht.

An 'nem schönen blauen Sonntag
liegt ein toter Mann am Strand
und ein Mensch geht um die Ecke
den man Mackie Messer nennt.

Und Schmul Meier bleibt verschwunden
und so mancher reiche Mann
und sein Geld hat Mackie Messer
dem man nichts beweisen kann.

Und die minderjährige Witwe
deren Namen jeder weiß
wachte auf und war geschändet
-Mackie, welches war dein Preis?
Wachte auf und war geschändet
-Mackie, welches war dein Preis?

Wipke Iwersen und ihr WINDVINDER

Da liegt die MS STINA schon geraume Zeit ganz in der Nähe von Amsterdam und heute erst erfahre ich genaueres vom WINDVINDER.COM einem erstaunlichen Projekt im interdisziplinären Raum von innovativer nautischer Vortriebstechnik (gegen den Wind), handwerklicher Realisierung aerodynamischer und hydrodynamischer Maschinen auf hohem Niveau und mit gleichzeitig stimmiger künstlerischer Projekt-Präsentation. Bravo Wipke. Ein bißchen "Ingenere camerale", wie der Meister: Leonardo da Vinci, find ich. Wenn ich das nächste Mal nach Weesp komme dann melde ich mich ganz bestimmt. Versprochen.

Ich habe ihr Auto gekauft ...

... so meldet sich der türkisch-stämmige, fränkisch sprechende Autohändler am Telefon: Von der Versicherung und ganz legal. Haben sie noch das Werkstatt-Scheckheft?

Ich bin platt. Mein schönes Auto ist wieder aufgetaucht. In Tempelhof vor meiner Tür geklaut (vgl. den ersten Beitrag in diesem Blog), in Brandenburg die Fahrgestellnummer ausgeschliffen, nach Baden-Würtemberg verkauft. Der neue Besitzer muss Augen gemacht haben als die Polizei den falschen Zwilling entlarvt und seinem nunmehr rechtmäßigen Besitzer (der Versicherung) zurückgab. Dumm für ihn gelaufen.

Die Versicherung verkauft mein Schätzchen an ihren Lieblingshändler, dieser schleift wieder die Fahrgestellnummer raus und schlägt die alte wieder ein (also die wiederholte Schleiferei wird ja schon lästig) und verkauft das Schnäppchen an den Muselfranken.

Und ich? Ich soll jetzt alle Dokumente beibringen um aus meinem misshandelten, weil krummgeschliffenen Auto wieder ein ehrenwertes und rehabilitiertes Schätzchen zu machen.

Hmmm.

Der Klimawandel ist von Menschenhand gemacht

Das ist die eindeutige Aussage der Wissenschaftler in diesen Tagen in Paris. Was tut die Industrie, was tut die Politik?

Ich kann nicht erkennen was die Politik tut, außer Sprechblasen die platzen wie Seifenblasen. "Über die Steinkohlesubvention müssen wir mal reden" sagen sie, "aber nicht vor 2016."

Die Antwort auf den Klimawandel kommt in unmissverständlicher Sprache aus Ingolstadt: Die neue S Klasse: 10 Zylinder - 450 PS. cool.

Die Stromkonzerne mit einer nahezu unbegrenzten Lizenz zum Gelddrucken kaufen sich Politiker und anders Dummvolk. Die Ölmultis spielen täglich wie am Gameboy mit den Preisen für Benzin an den Tankstellen und machen damit Schlagzeilen: Neulich war der absolut tiefste Benzinpreis seit - ich weiß nicht - 12 Monaten oder so, aber nur für die Dauer von 12 Stunden. Dann hatte sich die Meldung über die vermeintlich auf den milden Winter reagierende Erdölindustrie schon in den Nachrichten hoch und runter dekliniert, es wurde Zeit weiter abzukassieren. Die Multis hatten es sich anders überlegt. Schließlich war der Werbeeffekt gelaufen und der Preis wieder höher als vorher. Es wurde ohne Winter Frühjahr.

... von wegen von Menschenhand, ...

Wetter machen - eine Frage der richtigen Internetadresse

Ganz einfach: Man geht mit der Maus auf das Hochdruckgebiet, dann rechte Maustaste, im dann erscheinenden Menü die Kreditkartennummer eingeben, und schon kann man mit Drücken und Halten der rechten Maustaste das Hoch dahin ziehen, wo man es hin haben will. Wie? Das hab ich nicht gewusst? Ach so, die Website, haha, nee ...

Von Weesp nach Amsterdam

Der Weg zur Marina in Weesp ist schon fast vertraut. Die Spannung steigt: Da liegt sie ja. MS Stina. Glückhaft, unbeschadet hat sie die Befestigungsringe am Holzsteg sauber rausgezogen ... Aber ein aufmerksamer Hafenmeister hat die sich gegen Kyrill wehrende wieder festgemacht.

Laut Wetterbericht soll es zu 80 % regnen - wir haben prallen Sonnenschein und können muffige Decken und Polster an die Frühjahrssonne legen (im Februar ...) Immerhin blühen hier die Maiglöckchen. Nach einer kurzen Probefahrt durch die Hand der frisch gebackenen Kapitänanwärterin Vero-lalülala und wir landen vom Winde verweht kurzerhand im Buschwerk auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens. Nun ja, das Patent macht noch keine Meisterin.

Auch die Überfahrt über das bisher größte und in seiner Ausdehnung nicht vollständig überschaubare Meer nach Amsterdam ist freundlich und sanft. Die STINA kommt mit fast 7 Knoten in einen Geschwindigkeitsrausch, der die Badeinsel unter Wasser saugt. Wahnsinn.

Kurze Kommentare per SMS von Wipke führen uns nach einer kleinen Odyssee zum Nordufer vor dem Hauptbahnhof. Hier ist Wipkes Atelier und Werkstatt, hier entsteht der WINDVINDER, ein geniales Projekt in dessen Bann ich schon seit geraumer Zeit geraten bin.

't is lekker fietsen in Amsterdam, auch bei Regen. Die Radfahrer beherrschen die Stadt und nicht nur die Fahrradwege. Wer bremst ist feige.

Die Tage vergehen zu schnell und der Billigflieger holt uns zurück nach Berlin. Dabei fällt mir die Aussage von einem Freund ein, der mir versicherte: Also, wenn ich nicht wenigstens zwei Wochen Urlaub haben kann - und er wirkte sehr glaubwürdig dabei - wenn ich nicht mindestens zwei Wochen Urlaub pro Monat haben kann, dann fühl ich mich nicht wohl.

posted by Dr. Wolfgang Holstein at 2.3.07

 

Eine unerwartet schöne Taxifahrt

Begegnungen im Alltag; zufällig und mit großer Tiefe. Ich mag so was, wie letzte Woche. Es war noch einmal Schnee gefallen in der Nacht. Wahrscheinlich das letzte Mal in diesem Winter.
Die Taxe steht vor der Tür um mich zum Flughafen zu befördern. "Guten Morgen!" begrüßt mich eine aufgeräumte Kutscherin, "sie haben alles?" fragte sie umsorgend dezent wie eine Chefsekretärin," Ticket, Ausweis, Kreditkarten ..."
Meine dankende Anerkennung ihrer aufmerksamen Behandlung wegen nimmt sie zum Anlass mich ohne Punkt und Komma voll zu texten, während ich zunächst das Schlimmste aller belanglosen Gespräche befürchte. Nach der durchgängig festzustellenden Kopflosigkeit der Fahrgäste, die eine erfahrene Kutscherin natürlich kompetent beurteilen kann kommt das Gespräch auf das Wetter und die offensichtlich alles treibende Frage: Ist der Winter jetzt vorbei oder kommt er zurück? Und da überrascht mich die Kutscherin. Sie schildert mit einer Liebe zum Detail das Treiben der Singvögel auf ihrem Balkon, vom eifrigen Nestbau des Meisenmännchen in diesen Tagen, ein untrügliches Zeichen für das Herannahen nicht nur seiner Frühlingsgefühle, sondern der passenden Jahreszeit dazu. Und diese Geschichten sind im Einzelfall sooo schön, ich kann dies leider nicht in der bezaubernden Form wiederholen, dass der Fahrgast miterlebt wie Meisengenerationen großgezogen und ihren Erstflug absolvieren und alles mit dem eifrigen Werben und Singen des Männchens beginnt, so wie in diesen Tagen.
Die Fahrt zum Flughafen vergeht im Flug. "Wohin? .. Ja, ja Barcelona, in den Frühling ..."

Was kann ein Tag noch bieten, der mit einer solchen Taxifahrt beginnt?

 

De Maasmann am Dollard

In Stevensweert, zwischen Maastrich und Roermond ging der Maasmann an Bord der MS STINA um die lange Reise vom limburgischen ins brandenburgische zu unternehmen. Kaum gestartet kommt es schon zur ersten Kollision. De Maasmann wird von einem Advokaten unsanft gerammt und aus professioneller Routine gleich vor Gericht gezerrt. Wie man weiß, ist man vor Gericht und auf hoher See in Gottes Hand; de Maasmann schwimmt vorerst aber auf der Maas und Advokaten haben nicht das Recht gepachtet.

In Nijmegen angekommen könnte der Weg ein kurzes Stück über den Rhein, den Wesel-Datteln-Kanal in den Dortmund-Ems-Kanal direkt über den Mittellandkanal ins märkische gewählt werden. Die Entscheidung fällt aber anders.

Der Weg ist das Ziel und schließlich ist das Boot nach einem kurzen Boxenstopp in der Werft mit einer neuen Lenzpumpe und einem runderneuerten sekundären Kühlkreislauf topp-fitt.

Über Utrecht geht es in die Vecht. Dutch way of living at its best. Winterlager in Weesp.

Und dann Amsterdam. Das lässt sich nicht in zwei Worten beschreiben.

Mit kleinen Startproblemen (im wahrsten Sinne des Wortes: der Anker des Anlassers musste erneuert werden) dann ab in Richtung Groningen. Aus Amsterdam heraus muss zuerst das südliche Ijsselmeer bei Windstärke 4 – 5 überquert werden. Aus der Sicht der Segler und Surfer fängt der Spaß grad an, wenn die ersten Schaumkrönchen sich auf den eben mal kniehohen Wellen zeigen. Mit einem alten Plattbodenboot fängt er an aufzuhören.

Fährt man die Wellen mit Bug voraus an, dann stampft der Kahn, nicht unangenehmer als eine moderne Hochseeyacht, mit eisenhartem Knall im Schab. AAAber quer zur Welle!!!

Donnerwetter.

Die Eigenschaft des 2,90 m schlanken und 10 m langen Stahlrumpfs ohne Kiel Drehschwingungen um die Längsachse auszuführen, angeregt durch Halbmeterwellen ist frappierend.

Es geht noch mal gut. Der Verlust an Tafelporzellan hält sich in Grenzen. Die Panoramascheiben in der Messe sind noch vollzählig. Und übrigens mit Wind von achtern lässt es sich am besten leben, kein Stampfen, kein Schlagen und für Landratten nur das übliche Problem mit dem Magen.

Durch Flevoland geschützt schleichen wir uns ins Ketelmeer und von da nach Meppel. In der Werft PROAQUA lernen wir gleich mehrfach dazu. Zum einen, dass der direkte Wasserweg von Meppel über Assen nach Groningen erst ab Mai befahrbar ist, weil das Schleusen- und Brückenbedienpersonal dann erst wieder den saisonalen Dienst versieht und zum anderen, die Vermutung bei unserem alten Mädchen handele es sich um eine Doerak ist verfehlt. Im Hafenbecken der Werft haben sich nahezu ausschließlich Doeraks versammelt und stehen zum Verkauf. Viele davon in erdigen Farben mit Persennings die gut und gern aus Natobeständen stammen können, bullig, eckig, stumpf und man fällt leicht in die Assoziation in eine sozialistische Pioniereinheit geraten zu sein.

Die STINA ist keine Doerak.

In drei Tagen wollen wir durch Seeland nach Groningen.

Eigentlich war vorgesehen, dass wir eine neue Seereeling bei Proaqua aufbauen lassen. Nicht nur die Kollision mit dem Roermonder Advokatenflegel, sondern Schleusen, Kaimauern und sonstige Hindernisse haben dem Schiff rundum schon leidlich zugesetzt. Peter aus Termunterzijl sagt: Das ist normal. Er muss es wissen. Er hat Verständnis für unseren Drang auf den Dollard und rät uns ab. Nur bei einsetzender Flut hätten wir eine Chance gegen die Strömung anzukommen und uns an Emden vorbei nach Leer spülen zu lassen. Und ohne Seekarten schon gar nicht.

Ich bedanke mich für seinen Rat und biete meinen an, falls er mal Probleme mit seiner Bonus Windmühle hat, die unmittelbar neben seinem Wohnhaus und seiner großen Zahl von Schiffen steht. Zu dem Geräusch befragt, das die 800 er Bonus macht sagt Peter: das ist Musik in meinen Ohren. Sein Standort ist windhöffig, sodass die Bonus bis zu 1200 Watt Leistung hat.

Die Seeschleuse ist ohnehin derzeit nicht in Betrieb.

Alles spricht für eine Unterbrechung bis zum ersten Mai.

In Meppen wohnen die Deppen, in Rheine die Schweine

Jedenfalls sagen das Kinder die dort aufgewachsen sind. Zu welchen möchte man denn dann schon gehören?

Die Reise zur Ems unter Vermeidung des Dollard ist im April eines Jahres nicht ganz ohne Mühen und Hindernisse. Peter aus Termunterzijl sagt, diese Route sei im April nicht befahrbar. Er ist Segler und wohnt am Dollard, er muss es wissen, aber wir wollen (und brauchen) das ja auch nicht glauben. Also fahren wir los.

Das Schleusen und Brückenpersonal ist auf dem Ruiten A Kanal ohnehin nicht mehr im permanenten Einsatz, der Fremdenverkehr auf den Kanälen wird ermuntert die Schleusen und Brücken selbst zu bedienen: mit einem sog. Schleutel. Wie sich heraus stellt, ein Abenteuer für Technikverliebte und solche, die schon immer mal Lokomotivführer oder so was Ähnliches werden wollten.

Da wir ganz offensichtlich das erste Boot im Jahr sind, das die Nordost-Passage gewählt hat und wir uns auch nicht von Eisenbahnbrücken aufhalten lassen, die angeblich wirklich erst im Mai bewegt werden, wird die Fahrt zu einer Kombination aus nautischem Tourismus im Konvoi mit wechselnder Begleitung von Wartungsfahrzeugen der verschiedenen Vertragsunternehmen, die für die archaische Technik der Brücken und Schleusen verantwortlich sind.

Und dann in Deutschland: Bis nach Meppen an der Ems keine defekte Schleuse, keine klemmende Brücke, kein Anlege- und Fehlersuchmanöver. Bei Annäherung an die Brücken geht die Ampel schon auf rot-grün und wie von Geisterhand öffnet sich das Hindernis.

Back in Germany.

Es gehört zu den schönen Dingen des Lebens, wenn …

- Yoshi aus Tokio anruft, sich wie jedes Jahr um diese Zeit nach dem werten Wohlbefinden erkundigt. Es zeigt die Bedeutung und den Bestand einer alten Freundschaft und dass sein Deutsch noch immer ganz gut klappt.

- Wenn ein Tag, der verloren schien, weil das Schleusenpersonal am ersten Mai nun mal nicht arbeitet, mit kleinen Bastelarbeiten am Schiff, ein Schläfchen im Schatten und noch so manch musischen Beschäftigungen zum Gewinn sich kehrt.

- Wenn du jemanden hast auf den du dich freust.

 

Strömung, das andere Phänomen

Wind und Wellen, das kennen wir schon. Aber Strömung?

Die Hunte hat Strömung. Je nach Gezeitenwechsel mal rein mal raus. Und das im engen Bett. Die Berufsschiffer verabreden sich per Funk zur Durchfahrt. Unsereins macht sich da nichts draus und schaut mal rein. Da wird es manchmal eng.

Strömung auf der Weser ist ein unauffälliges Ereignis. Hat man in einer Buhnenbucht geankert, staunt man eher über den Pumpeneffekt, den ein Berufsschiffer im Vorbeifahren erzeugen kann. Von Bremen kommend Richtung Süden geht’s bergauf. Richtig Strömung hat die Aller. Bis zu 3 Knoten fließt der Strom. Das ist enorm.

Weil man manchmal auch für die Belustigung der sonst eher verspannten Jogger am Uferweg von Flüssen beitragen muss, habe ich mal eine komische Nummer abgegeben. Beim Ablegen in Rethem an der Aller: Der flotten Strömung geschuldet, habe ich vorne und hinten und auch in der Mitte belegt. Motor an, hinten gelöst und dann vorn, steh' ich mit der letzten Leine auf dem wackeligen Schwimmsteg und ziehe. Während mein Boot definitiv ablegen will, von der Strömung augenblicklich erfasst, nehme ich die Embryohaltung des ungeübten Windsurfers an, ohne wie er eine wirkliche Chance zu haben. Gott sei Dank bleibt das Boot mit dem Heck am Steg, öffnet sich ansonsten wie ein Taschenmesser mit dem Bug vom Steg weg und ich in der Mitte mit einer hastig belegten Leine ohne Chance diesen Zustand zu verändern, der Druck der Strömung auf die Breitseite ist zu hoch. Nur ein Loswerfen mit flinkem Sprung auf das Heck und an Bord und .... schnell zum Steuerstand und .... Pulle rein .... Boah-eih! .... Allerströmung, vom Feinsten.

De Maasmann am Plauer See

Die letzte Etappe wirkt wie ein Magnet. Von Rethem an der Aller bis zur Weser ohnehin, schon allein wegen der Strömung dieses schlanken Flüsschens. Und nun wieder bergauf nach Minden. Es ist sicher der folkloristischste Moment der Reise vor der historischen Schachtschleuse in Minden zu stehen und schließlich einzufahren. Auch wir werden von der Schleusenwand weggespült und treiben nach oben.

Wir übernachten im Trog des Mittellandkanals, sozusagen im Penthouse für Binnenschiffer über den Dächern von Minden.

In Minden geht mir das Gas aus. Ja, das ist nichts besonderes, wenn einem beim Kaffeekochen das Gas ausgeht. Darüber allein muss hier nicht berichtet werden. Nur – the way it goes – kann hier verdeutlicht werden: Gas alle, o.k., Laptop, Internet via UMTS, Google, Butangas Minden, aha, Google Earth, o.k. nicht mal 500 m entfernt, … wenn sie wissen was ich meine!

It is not how you rank, it is the way you play, o.k.!?

Leben und arbeiten hat in der Tat eine neue Dimension. Die Fahrt an Wolfsburg vorbei und über die Kanalbrücke über die Elbe, das ist so der Ausblick den ich habe, wenn ich in meinem ambulanten Büro sitze und einen schwierigen Bericht für meine spanischen Auftraggeber schreibe. So lässt sich das Malochen ertragen.

Schon Sachsen-Anhalt und dann aber Brandenburg ist magisch. Die Vorstellung unserem Ziel näher zu kommen lässt uns beben. Und mit uns der Himmel. Es sind die heftigsten Gewitter, die wir vom Boot aus erleben. Hagel und Platzregen beim Schleusen, Feuerwerk der Blitze bei Nacht auf dem Plauer See mit orgiastischen Paukenschlägen begleitenden Donnerns. Tatata Taaaah, ta ta ta taaaaah!

 

Berlin ist knorke!

An der langen Pause kann man es schon erkennen. Berlin bietet so viel, zu Lande natürlich auch aber insbesondere auf dem Wasser. Wir erobern uns ganz privat die Seen rund um die Hauptstadt und finden unseren Steg an der Scharfen Lanke.
Zu den bisher unübertroffenen Erlebnissen zählen Ausflüge in die Neuruppiner Gewässer und natürlich die unvergessenen spontanen Sundowners auf der Havel im Päckchen.
Zuletzt: Wannsee in Flammen
Nomen est Omen: MS Stina stand an diesem Abend auch so gut wie in Flammen. Es war wieder der zweite Kühlkreislauf. Verstopfter Wasseransaugstutzen. Herbstliche Blätter.